Repetitio est mater studiorum

Die Wiederholung ist die Mutter allen Lernens

Lernen und das Gelernte immer wieder üben – ist das keine Freude?“ Das ist – hier links als traditionelle Langzeichen geschrieben – der berühmte erste Satz aus den Gesprächen des Konfuzius. Dieser Satz interpretiert ähnlich wie sein römisches Pendant die Wiederholung als Lernmethode  und steht als Primat des Lernens und Studierens nicht umsonst ganz vorne in dem bekanntesten konfuzianischen Klassiker, der als Kompendium konfuzianischer Kardinaltugenden den ostasiatischen Kulturkreis seit mehr als 2.000 Jahren bis auf den heutigen Tag so nachhaltig geprägt hat. Wiederholung als Lernmethode: Innerhalb der konfuzianischen Tradition ist die durch intensives Lernen und Wiederholen erzielbare höhere Bildung elementar. Damals nur für wenige, heute für viele. Nicht nur für traditionelle chinesische Teezeremonien, sondern auch für moderne Wissenschaft und Technik.

Dieser Satz, den jedes chinesische Kind kennt, ist für viele auch der Beginn einer traditionsverbundenen Erziehung, die von Kindern etwa ab dem 7. Lebensjahr schon eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft, Selbstdisziplin, Gehorsam, Geduld und Unterordnung abverlangt. Dies ist die unabdingbare Voraussetzung dafür, auch später als Erwachsene in einer kollektivistisch-maskulin geprägten Gesellschaft mit starker Traditions- und Langzeitorientierung Beziehungen aufzubauen, seinen Platz zu finden und erfolgreich zu sein.

Nach Jahren der Unterbrechung wird das Ritual der chinesischen Teezeremonie heute wieder praktiziert und an die nächste Generation weitergegeben. Die alte konfuzianische Kerntugend des Lernens und Übens spielt hierbei eine fundamentale Rolle. Es ist die gleiche Tugend, die dafür sorgt, dass China seit 2019 die meisten Patentanmeldungen weltweit verzeichnet und heute in vielen Schlüsseltechnologien bereits mit zur Weltspitze gehört bzw. sogar die globale Führung übernommen hat. Biotechnologie, Elektro- und Wasserstoffmobilität, Erneuerbare Energien, Robotik, Medizin, Pharmazie, Hybridweizen, Künstliche Intelligenz, Raumfahrt oder 5 G-Mobilfunk, E-Commerce, Quantencomputer, Informations-, Kommunikations- und Internettechnologien sind nur einige  Beispiele.

Ob sich diese Entwicklung in Anbetracht der jüngsten Ereignisse (Sicherheitsgesetz für Hongkong vom 30. Juni 2020; Militarisierung Südchinesisches Meer, strikte Null-Covid-Politik, hohe Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen, prorussische, antiamerikanische Haltung, Teilentkopplung der USA und der EU von China, Anti-Spionage-Gesetz…) allerdings so performant fortsetzen wird, darf in Zweifel gezogen werden, denn – um es mit den Worten von Xunzi (3. Jh. v. Chr.) zu sagen: „shui neng zai zhou, yi neng fu zhou“ – „Wasser [Bevölkerung] kann ein Boot [Regime] tragen, es aber auch zum Kentern bringen“ 水能载舟,亦能覆舟

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Auf dem Weg an die Spitze: Chinesen denken anders

Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht fordern die Chinesen seit 2013 einen ähnlichen globalen Grossmachtstatus ein, wie ihn die Amerikaner seit dem Ende des 2 Weltkrieges besitzen, einen Status, den sie als 新型大国关系 (xinxing daguo guanxi) bezeichnen, womit eine „neue Form der Beziehungen“ zwischen einer etablierten (USA) und einer neuen aufsteigenden (China) Grossmacht gemeint ist.

In der Geschichte sind Konfrontationen zwischen etablierten und aufstrebenden Grossmächten häufig mit den Mitteln des Krieges ausgetragen worden, was die Chinesen nur allzu gut wissen. Aber auch nach ihrem Verständnis „gibt es auf einem Berg nicht genügend Platz für zwei Tiger“ 一山不容二虎。 Die Volksrepublik China will die Nummer 1 werden, aber – das mag für Auseinandersetzungen im Land selbst und auch vor der eigenen Haustüre anders sein – möglichst nicht mit den Mitteln des Krieges. Dafür werden intensiv andere Möglichkeiten genutzt, wie z. B. Entwicklungsfinanzierungen in Afrika, Investitionen in Südamerika und EU-Staaten, Kauf von Häfen und anderen Infrastrukturen, neue Freihandelsabkommen, neue Bündnisse, die Neue Seidenstrasse, Konfuzius-Institute, Kauf von Schlüsseltechnologien, physikalische Grossprojekte, Investitionen in ki-basierte Cybertechnologien…

Chinesische Politiker zitieren gerne aus den Lehrsätzen ihres berühmten Generals Sunzi, einem brillanten Strategen aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert, nach dessen Überzeugung militärische Stärke zwar unabdingbar ist, doch die höchste Form des Sieges nur darin bestehen kann, einen Gegenspieler ohne Kampf zu bezwingen (die chinesische Variante von „Soft Power“). „Wer ohne zu kämpfen eine „Armee“ (heute: „einen Gegner“) besiegt, ist Champion unter den Besten“ (不戰而屈人之兵,善之善者也). Das Buch Sunzi mit dem deutschen Titel „Die Kunst des Krieges“ wurde von hochrangigen chinesischen Politikern als seidenbesticktes Bändchen immer wieder und gerne an amerikanische und europäische Politiker verschenkt: Vielleicht als freundlich-verdeckter Warnhinweis, dass Chinesen in Konfliktfällen niemals aufgeben und nicht nach eingefahrenen Verhaltensmustern reagieren und handeln, sondern dazu imstande sind, völlig unerwartet gewaltige Potentiale und unkonventionelle Ideen freizusetzen?

Deutsch-Chinesische Beziehungen

Anfang Mai 2018 war in den Medien von einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Auswärtigen Amts und des Sekretriats der Kultusministerkonferenz die Rede, deren Ziel es sein soll, die China-Kompetenz in deutschen Schulen und Hochschulen massiv auszubauen. „Deutsche lernten zu selten Chinesisch und studierten zu wenig und zu kurz in China“. Ausgangspunkt hierfür war eine im Herbst 2017 durchgeführte Studie des Mercator Institutes for Chinese Studies. Auch Wirtschaftsvertreter waren sich darüber einig, dass Deutschland in punkto China-Kompetenz noch eine Menge aufzuholen habe.

Kaum 2 Jahre später kündigt der deutsche Aussenminister wegen des von der chinesischen Regierung verabschiedeten sog. Sicherheitsgesetzes das Auslieferungsabkommen zwischen Deutschland und der Sonderverwaltungszone Hongkong. Zudem wird für bestimmte deutsche Güter ein Exportstopp verhängt, 2 deutsche Universitäten beenden ihre Kooperation mit den jeweiligen Konfuzius-Instituten und deutsche Sicherheitsbehörden warnen deutsche Firmen mit Niederlassungen in der Volksrepublik China vor der Ausspähsoftware Golden Spy, die zusammen mit staatlich verordneter chinesischer Finanzamtssoftware auf IT-Systemen installiert wird. Nach weiteren Eskalationen erläßt die EU Sanktionen gegen China und die Volksrepublik China Sanktionen gegen die EU. Es folgen von chinesischen Staatsmedien gesteuerte Boykotts gegen europäische und amerikanische Mode- und Sportartikelhersteller.

Doch was haben frühere Sanktionen gegen die Volksrepublik gebracht? Haben die 1989 gegen China erhobenen Sanktionen China demokratischer und freiheitlicher gemacht, haben sie zu mehr Abrüstung geführt? Die Realität: Alle Sanktionen – und so wird das auch mit allen neuen Sanktionen sein – waren wirkungslos und haben die chinesische Führung nicht von ihrem Kurs abbringen können. Im Gegenteil – sie haben dazu beigetragen, dass China noch intensiver nach Autarkie strebt und andere Bündnis- und Wirtschaftspartner sucht.

Die Volksrepublik China ist politisch, wirtschaftlich, technologisch und militärisch so erstarkt, dass sie nur noch von innen heraus veränderbar ist.

Aber es gibt noch eine andere Realität. Eine Realität, die wir mitgestaltet haben: Mehr als 200 Milliarden EURO Handelsvolumen mit China 2019. Im 2. Quartal 2020 waren die Exporte in die VRCh höher als in die USA. 8.000 deutsche Unternehmen waren in China aktiv – davon ein Viertel mit chinesischen Niederlassungen.

Die beiden Realitäten zusammengenommen sind für viele unvereinbar. Aber wenn wir lernen, ein wenig wie Sunzi zu denken, finden wir vielleicht doch noch eine dritte Option, die aufgrund unserer wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Volksrepublik China flexiblere Möglichkeiten bieten könnte als starre Sanktionen.

In Kapitel 3 des Buches Sunzi vertritt der Meisterstratege die folgende These:

故 曰, 知 己 知 彼, 百 戰 不 貽。
Denn es heisst: Kennt man sich selbst und seinen Gegner gut, wird man in 100 Schlachten keine Niederlage erleiden.
不 知 彼 而 知 己, 一 勝 一 負。
Kennt man seinen Gegner nicht, sich selbst aber gut, wird man für jeden Sieg eine Niederlage erfahren.
不 知 彼 不 知 己, 每 戰 必 敗。
Kennt man seinen Gegner und sich selbst nicht gut, ist jede Schlacht verloren.

Wenn China für uns gleichzeitig Partner und Gegner sein soll, dann müssen wir im kritischen Dialog das Unvereinbare vereinen, alle Seiten Chinas kennenlernen, Chinesisch lernen, in China lernen, ganz nahe dran bleiben, uns integrieren, kooperieren und versuchen, dieses Land, seine Gesellschaft, seine Menschen, seine Entschlossenheit, seine uns zum Teil fremde Wahrnehmung, seine Geschichte und seine avangardistischen Cybertechnologien mit all ihren positiven und negativen Seiten zu verstehen und wann immer möglich für uns zu nutzen. Denn wie sollen wir uns langfristig schützen, wenn wir nicht verstehen? Und… wenn wir das heute nicht tun, werden wir bald zum zweiten Mal – und diesmal nicht nur in informationstechnologischer Hinsicht – komplett den Anschluß verlieren.

Das Chinesische ist eine mehr als 3000 Jahre alte ideographische Schriftsprache mit einer Vielzahl von einzelnen Schriftzeichen, die im klassischen Chinesischen jeweils eine oder mehrere Wortbedeutungen ergaben und die phonetisch jeweils nur aus einer Silbe bestanden. Die grössten relevanten Wörterbücher, das „Dai kanwa jiten 大漢和辞典 – Großes Chinesisch-Japanisches Wörterbuch“ von dem Japaner Morohashi Tetsuji sowie das „Hanyu da zidian 汉语大字典 – Großes Chinesisches Wörterbuch der Schriftzeichen“ enthalten mehr als 50000 bzw. 60000 Schriftzeichen. Man kann davon ausgehen, dass ein gebildeter Chinese heute ca. 5000 – 7000 Zeichen beherrscht.

Mit nur etwas mehr als 400 Silben, die für die Aussprache dieser enormen Anzahl von Schriftzeichen zur Verfügung stehen, verfügt das Chinesische über eine ausgeprägte Homophonie und trotz Abmilderung dieses Phänomens u. a. durch Verwendung der 4 chinesischen Worttöne sowie von zwei- oder mehrsilbigen Wortkomposita, kann dies – wie zum Beispiel bei der Entwicklung von Markennamen – auch heute noch zu ernsthaften Problemen und Verständnisschwierigkeiten führen.

Hier aus einer Vielzahl von möglichen Beispielen zur Verdeutlichung der Homophonie-Problematik des Chinesischen nur eine kleine Auswahl an zweisilbigen Ausdrücken (Binome), deren Bedeutung(en) als geschriebene bzw. gedruckte Zeichenpaare klar erfassbar, doch gesprochen ohne die 4 Worttöne des Hochchinesischen je nach semantischem Kontext Verständnisprobleme bereiten können. Bei den heute im gesprochenen Chinesischen noch verwendeten einsilbigen Wörtern ist die Homophonie natürlich noch um ein Vielfaches höher als bei den zweisilbigen Ausdrücken:

Die beiden Schriftzeichen 拍板 werden „pai ban“ ausgesprochen, wobei die Silbe „pai“ im 1. Ton und die Silbe „ban“ im 3. Ton gesprochen wird. Bedeutung: „den Takt schlagen, eine Entscheidung treffen“. Die Schriftzeichen 排版 werden ebenfalls „paiban“ ausgesprochen, diesmal jedoch im 2. (pai) und dann im 3. (ban) Ton. Bedeutung: „Buchstaben setzen, Drucksatz“

酒壶 Aussprache: jiuhu, Töne: 3 und 2, Bedeutung: „Schapps-/Weinkännchen“
救护 Aussprache: jiuhu, Töne: 4 und 4, Bedeutung: „Erste Hilfe“

弯延 Aussprache: wanyan, Töne: 3 und 2, Bedeutung: „sich schlängeln (z. B. eine Strasse)“
婉言 Aussprache: wanyan, Töne: 3 und 2, Bedeutung: „schöne Wörte (machen)“
Hier sind jeweils die beiden Worttöne gleich und es hilft zum Verständnis nur der Satzkontext weiter.

传真Aussprache: chuanzhen, Töne: 2 und 1, Bedeutung: „etwas übertragen (z. B. Telefax, Bildübertragung)“
穿针Aussprache: chuanzhen, Töne: 1 und 1, Bedeutung: „einen Faden einfädeln, etwas einfädeln“

Homophonie als Grundlage für Wortspiele, verschlüsselte Botschaften und Internetslang.

Das Phänomen „gleiche Aussprache und verschiedene Bedeutungen“ führt naturgemäß zu Mißverständnissen, bietet aber – und dies wie so oft in der chinesischen Geschichte gerade in Zeiten der Zensur – auch Möglichkeiten, Botschaften zu codieren, d. h. anderen etwas im Verborgenen, an der Zensur vorbei mitzuteilen. Dies ist auch der Grund dafür, dass die chinesische Literatur so immens reich ist an versteckten Anspielungen auf historische Ereignisse und/oder Personen.

So hat sich heute über soziale Netzwerke auf Grundlage der eigentümlichen chinesischen Phonetik und dem spielerischen Umgang mit chinesischen Schriftzeichen eine eigene chinesische Internetsprache entwickelt, eine Slangsprache, die aufgrund der Besonderheiten und der zeitlichen Tiefe der chinesischen Schrift, Sprache, Geschichte und Kultur sehr weit verbreitet und äußerst lebendig ist.

Mit PINYIN in chinesischen Suchmaschinen suchen

Über Pinyin-Lautschrift oder immer mehr auch mobil über Spracheingabe gibt man die gewünschte Silbe oder mehrere Silben in das Suchfeld des Webbrowsers ein und wählt dann über die Suggest-Anzeige den gesuchten Eintrag aus. In unserem Beispiel suchen wir nach Webseiten, die für den Begriff „Geländewagen“, Chinesisch in der Pinyin-Romanisierung „silun qudong“, als Schriftzeichen 四轮驱动 (4 Räder-Antrieb) , optimiert sind. Bei der GOOGLE-Suchmaschine, die in der VRCh allerdings bei weitem nicht so dominant ist wie z. B. in Europa, brauchen wir nur die beiden ersten Silben „si“ und „lun“ einzugeben und schon erhalten wir in der Suggest-Anzeige eine Auflistung von Begriffen, worunter an Position 3 auch die chinesischen Zeichen für „Geländewagen“ zu finden sind. Bei BAIDU müssen wir noch den Anfangsbuchstaben der 3. Silbe „q“ für „qu“ eingeben, um einen entsprechenden Eintrag zu erhalten. Hier allerdings befindet sich dieser gleich an Position 1. Mit Hilfe der Pinyin-Umschrift ist es also ein Leichtes, auch in chinesischen Suchmaschinen relevante Begriffe und damit auch Webseiten zu finden.

Chinesisch als primäre Internetsprache?

Mit mehr als 730 Millionen Online-Anwendern Mitte 2017 verfügt China mit Abstand über die meisten Internetanwender. Was die Internetsprachen angeht, so repräsentiert das Englische heute etwas mehr als 25 % aller Internetanwender, das Chinesische hält mit knapp 20 % dagegen.

Die chinesische Sprache wird sich durch das Internet schneller ausbreiten als jemals zuvor, doch es ist unwahrscheinlich, dass diese sinotibetische Sprache in den nächsten Jahrzehnten das Englische als primäre Internetsprache ablösen wird.

Das Englische ist eng mit westlichen Demokratien verknüpft, das Chinesische hingegen nur mit einem Land, in dem die Internetzensur zur Zeit noch Blüten treibt. Hinzu kommt, dass das Erlernen des Chinesischen gerade in Hinblick auf das Sprechen (die 4 chinesischen Töne) sowie das Schreiben und Lesen (die chinesischen Zeichen) im Vergleich zu europäischen Sprachen vom Lernenden einen vielfach höheren Zeitaufwand abverlangt. Kurioserweise lernen in der Volksrepublik China mehr Menschen Englisch, als die USA Einwohner besitzt.